Ethik der Weltgesellschaft

Ethik der Weltgesellschaft bedeutet, daß die eigentlichen Probleme nicht mehr politischer, wirtschaftlicher und kultureller Natur sind, sondern aus dem Verhältnis dieser Komplexe zu ihren Simplexen entstehen. Die Probleme der Weltgesellschaft müssen in der Reihenfolge abgearbeitet werden, in der die Komplexe in der gesellschaftlichen Entwicklung entstanden sind. Zum politischen Komplex gehört der choratische Simplex. Choratik kommt vom griechischen “chora”, das wir hier mit “Land” übersetzen wollen. Politik kommt vom griechischen “polis” (= “Stadt”). Der ökonomische Komplex wird in der Ethik der Weltgesellschaft auf den ökologischen Simplex bezogen, der kulturelle Komplex auf den naturellen Simplex. Insofern man es für illusorisch hält, daß alle politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Probleme schon gelöst sind: wenn nicht, wird man sowieso wieder mit ihnen konfrontiert werden, da man immer von den Komplexen ausgehen muß, die Bewegung immer vom Komplex zum Simplex geht. Das Verhältnis zwischen Komplexität und Simplexität ist in der Ethik der Weltgesellschaft aber disjunktiver Natur, d.h. augenscheinlich können wir uns selber und unseren Lebensraum bis zur Selbstvernichtung zugrunde richten. Es gibt in der  Ethik  nun mit der Simplexität ein eigenständiges Maß. Das verhaltenssteuernde Element ist aber die Perplexität, das Resultat, das sich aus der ethischen Disjunktion von Komplexität und Simplexität zu ergeben hat.

Diese Ethik ist nicht nur im abstrakten Sinne für die Kulturen der Weltgesellschaft gültig, sondern sie baut auf der Spezialisierung der Weltaneignung in diesen Kulturen auf. Jede Gesellschaft muß einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich besitzen. Diese Bereiche sind auf reale Probleme bezogen, denen sich keine Gesellschaft entziehen kann. Aber in ihrer Weltaneignung haben sich die Kulturen der Weltgesellschaft spezialisiert: Europa auf die Politik, China auf die Wirtschaft und Afrika auf die Kultur. Mit der bürgerlichen Freiheit ist es in Afrika nicht gut bestellt und mit ihrer Anerkennung in China kann man nicht zufrieden sein. Aber die chinesische Wirtschaft brummt und die afrikanischen Trommeln verstummen nicht. Es ist zwar nur eine Frage der Zeit , bis China und Afrika ihre politischen Probleme in den Griff bekommen haben werden (siehe Zeitgeschehen/ Prognose), aber diese Zeit ist “die” Zeit, nachdem die Temporalisierung möglicher gesellschaftlicher Strukturen mit der Soziogenese der Phylogenese abgeschlossen  wurde. Desweiteren hatte sich die japanische Kultur auf das Recht spezialisiert, die indische auf die Wissenschaft und die slawische auf die Kunst. Wer  meint, dass hier nur Klischees verbreitet werden, der sei zudem noch darauf hingewiesen, daß man aufgrund der ethischen Disjunktion von Komplexität und Simplexität nicht alle Probleme in der ganzen Welt auf einmal lösen kann, sondern nur jeweils in einer Weltkultur, beginnend mit Europa und seiner Spezialisierung auf die Politik, fortfahrend mit China und endend mit Afrika. Rechtliche, wissenschaftliche und auch künstlerische Probleme verlangen zusammen mit den wirtschaflichen nach Lösungen.

Die Weltgesellschaft und die Weltgesellschaften

Neben der Weltgesellschaft im Singular und den dazugehörigen Weltkulturen Europa, China, Japan, Indien, Afrika  und den Slawen gibt es auch noch die Weltgesellschaften im Plural. Diese Weltgesellschaften sind der Islam, das Judentum und die USA. Alle drei stellen nach ihrem Selbstverständnis eine eigene Weltgesellschaft dar. Da es zu der einen Welt aber nur eine Weltgesellschaft geben kann, muss es infolgedessen auch noch drei zusätzliche Welten geben. Es sind dies die Gegenwelt, die Nebenwelt und die Mitwelt. Diese zusätzlichen Welten bedeuten für das Terrain der Zeit (siehe Zeitgeschehen/Prognose), dass dort nicht nur Häuser stehen. Auch eine Stadt zeichnet sich nicht nur durch eine häusliche Bebauung aus, sondern es gibt auch noch eine Infrastruktur (Straßen etc.) und auch noch andere Strukturen. Die drei Weltgesellschaften, die sich auf diese Welten beziehen,  besitzen  jeweils ein spezifisches Verhältnis zwischen der Liebe und dem Hass. Der Islam bezieht sich auf die Gegenwelt und dort steht die Liebe gegen den Hass. Es ist also nicht so, daß der Islam nur böse oder nur gut ist, sondern “gut” und “böse” heben sich hier genau auf, sodass insgesamt der Islam für die Welt im abstrakten Sinne weder einen positiven noch einen negativen Ertrag bringt. Im konkreten Sinne jedoch sind drei Verläufe des Kampfes zwischen der Liebe und dem Hass denkbar, wenn wir hier von einem Kampf sprechen wollen. Entweder gewinnt die Liebe, oder es kommt zu einem Unentschieden oder es gewinnt der Hass. Immer wenn die Liebe gewinnt, kann mit mitfühlendem Respekt gerechnet werden. Wenn der Kampf zwischen Liebe und Hass unentschieden ausgeht, darf nicht gewichen werden und wenn der Hass gewinnt, muss man einschreiten.Zur Veranschaulichung wähle ich die dimensionale Mathematik. Die nullte Dimension ist der Punkt ohne Ausdehnung, die erste Dimension ist die Linie, die mit den Punkten also die nullte Dimension in sich enthält. Die zweite Dimension ist die Fläche, die mit den Linien die erste Dimension und mit dieser auch die Punkte in sich enthält. Die dritte Dimension ist der dreidimensionale Raum, wie wir ihn durch die Koordinaten räumliche Höhe, räumliche Breite und räumliche Tiefe kennen. Eine Dimension wird also durch eine Achse gebildet, in deren Mitte der Nullpunkt liegt. Die Richtung dieser Achse gibt an, wo der negative und der positive Bereich auf dieser Achse liegt. Höherdimensionalität bedeutet, dass die Achsen senkrecht aufeinanderstehen, was bis zur dritten Dimension noch anschaulich ist. Die Logik enthält auch nur drei Dimensionen, die Ethik fügt noch zwei hinzu und die Erotik nur noch eine. Also gibt es bezüglich der Genese 6 Dimensionen.  Die Gegenwelt, auf die sich der Islam bezieht, kann also durch die erste Dimension der Linie dargestellt werden, in deren Mitte die Null liegt. Der positive Bereich dieser Linie wäre das Gute und der negative das Böse. Der Nullpunkt ist die Moral, denn Moral bedeutet ja, dass man das Gute will, aber auch das Schlechte möglich ist. Ethik bezieht sich auf die Unterscheidung “gut” und “böse” (eine bewusstseinsmäßige Unterscheidung), die Moral auf die Unterscheidung “gut” und “schlecht” (eine seinsmäßige Unterscheidung). Außerdem gibt es noch die leibliche Unterscheidung zwischen “wohl” und “schlecht”. Im abstrakten Sinne heben sich Gut und Böse im Islam also genau auf, im konkreten Sinne ist das Verhältnis des positiven Bereiches der Linie zu ihrem negativen Bereich auf dieser einen Achse als variabel anzusehen. Das Verhältnis von Gut und Böse muss bezüglich des Judentums in einer höheren Dimension dargestellt werden: in der zweiten. Gut und Böse werden  jeweils als eine Linie im zweidimensionalen Koordinatensystem dargestellt, die sich in dem Nullpunkt schneiden. Der Schnittpunkt  ist die Moral. Die Gerade mit der negativen Steigung ist das Böse, die Gerade mit der positiven Steigung ist das Gute. Im Schnittpunkt kann man sich also entweder für das “Hinauf” oder das “Hinunter” entscheiden. Im abstrakten Sinne ergibt die Addition der Steigungen gerade Null. Im konkreten Sinne können die Steigungen durchaus variabel sein. Das Judentum bezieht sich auf die Nebenwelt: die Liebe neben dem Hass. Hier treffen Gut und Böse also nicht in einer einzigen Linie aufeinander. Allerdings liegt beides auf der vertikalen Achse. Das Verhältnis von Gut und Böse wird hinsichtlich der USA in der dritten Dimension dargestellt. Die US-amerikanische Kultur bezieht sich auf die Mitwelt: die Liebe mit dem Hass. Es gibt nicht nur mit Gut und Böse zwei Flächen im dreidimensionalen Raum, die senkrecht aufeinander stehen, sondern zusätzlich noch eine dritte Fläche, die  ebenfalls zu den anderen senkrecht steht. Dadurch sind Gut und Böse nicht nur durch eine Schnittlinie miteinander verbunden, sondern  es gibt zwei zusätzliche Schnittlinien und der Schnittpunkt wird durch die drei Flächen gebildet.In der Weltgesellschaft, die sich nur auf die eine Welt bezieht, ist das Verhältnis zwischen der Liebe und dem Hass dreigestaltig, jedoch mit keinem der Verhältnisse der Weltgesellschaften identisch.

Zusatz1:Das Judentum ist noch in einer zweiten Weise darstellbar, nämlich mit nur einer Linie, die sowohl einen guten als auch einen bösen Anteil enthält, weil das Gute und Böse nun jeweils durch eine eigene Achse dargestellt wird. Nach dieser Darstellung hätte das Judentum mehr mit den USA bezüglich der Achsen  und  bezüglich der Linie mehr mit dem Islam gemeinsam. Die USA besitzen für das Gute und das Böse auch getrennte Achsen. Nach der Darstellung mit dem Guten und Bösen auf einer Achse und den zwei Linien hätte das Judentum bezüglich der Achsen mehr mit dem Islam gemeinsam und bezüglich der Linien mehr mit den USA. Demnach könnte der Bezug des Judentums auf die Nebenwelt analytisch in einen halben Bezug auf die Gegenwelt und in einen halben Bezug auf die Mitwelt aufgespalten werden, aber  jeweils in beiden möglichen Darstellungen.

Zusatz2: Der Winkel zwischen der guten und der bösen Linie in dem einen ethischen Modell des Judentums muss genau 90 Grad betragen, denn wir sprechen ja hier von Gegensätzen. Es wird im konkreten Sinne immer die Linie präferiert, deren Steigungsbetrag kleiner ist. Wenn es also eine “gute” Gerade mit einer positiven Steigung von 89 Grad und eine “böse” Gerade mit einer negativen Steigung von 1 Grad gibt, so werden diese    -1 Grad präferiert. Ist das  Verhältnis umgekehrt, wird die positive Steigung von 1 Grad präferiert. Somit wird ein zu steiler Anstieg oder ein zu starker Absturz vermieden. Vielleicht kann hier von einer Vermittlung von Abstraktheit und Konkretheit gesprochen werden. Die Existenz der drei Flächen im US-amerikanischen Modell bedeutet im abstrakten Sinne, dass das Gute bzw. das Böse nicht nur als Achse existiert, sondern auch als Fläche. Die dritte Achse bzw. die dritte Fläche ist durch die Zeit gegeben. In der ersten Betrachtung scheint es egal, ob das Gute  nun auf der räumlichen Höhe, Breite oder Tiefe aufgetragen wird. Man mag sich nun fragen, wie das geht, dass das Gute, das Böse und die Zeit jeweils in Achsenform und in Flächenform existieren, da in der Fläche zwei Komponenten aktiv sind. Im abstrakten Sinne ist jedoch im us-amerikanischen Kultursystem das Gute mit dem Verhältnis von dem Guten und der Zeit gleichzusetzen, das Böse mit dem Verhältnis von dem Bösen und der Zeit und die Zeit mit dem Verhältnis von dem Bösen und dem Guten. Damit das zutreffen kann, muss die Fläche der Zeit ebenfalls senkrecht zu den anderen stehen. Im konkreten Sinne müssen die Achsen nicht gänzlich Teil der Flächen im Bereich der jeweils zugehörigen Flächenlänge sein, sondern brauchen nur von diesen geschnitten werden. Im abstrakten Sinne müssen sie dort zur Gänze Teil der Flächen sein und wären dann zum Teil Schnittlinien von jeweils zwei Flächen. Es kann sich also im konkreten Sinne eine Verschiebung ergeben, wodurch das Verhältnis von Zeit und Bösem nicht automatisch das Böse ist etc.  . Diese Drehung der drei Flächen zum dreidimensionalen Achsenkreuz (der Schnittpunkt der drei Flächen bleibt der Nullpunkt: die Moral) muss zusammen mit den im konkreten Sinne unterschiedlichen Größen der drei Flächen betrachtet werden.

Zusatz3: Das Gute und das Böse liegen bei der Darstellung des Judentums mit den zwei Linien nicht nur auf der vertikalen Achse, sondern müssen auch auf der horizontalen Achse liegen, jeweils das Gute auf der positiven Seite und das Böse auf der negativen Seite. Hier gibt es das Gute und das Böse also auf den Achsen in unterschiedlicher Form und auch hier muss noch einmal unterschieden werden, denn die Ausprägungen des Guten und des Bösen auf der einen Achse können noch einmal vertauscht werden, wodurch ein weiteres zweidimensionales Modell hinzukommt, denn im Judentum wird einmal die Schuld positiv bewertet und ein anderes Mal die Unschuld positiv, entsprechend einmal die Unschuld negativ und ein anderes Mal die Schuld negativ. Eine weitere zweidimensionale Darstellung erhalten wir, wenn  wir in der Darstellung des Judentums mit der einen Linie noch einmal das Gute und das Böse nach ihren Zeitaspekten unterscheiden, wodurch zwei unterschiedliche zweidimensionale Modelle möglich werden. Mit den vier Darstellungen des Judentums dürften wir aber die Vollständigkeit erreicht haben.  Für die Darstellung des us-amerikanischen Systems wären noch mehr als vier Modelle erforderlich.

Zusatz4: Zur Darstellung des us-amerikanischen Kultursystems benötigen wir insgesamt 7 dreidimensionale Darstellungen. Es sind also 21 Achsen zu bezeichnen, von denen 5 das Gute im positiven Teil und das Böse im negativen Teil darstellen. Man kann u.a. auch hier einen Ansatz finden, um die Beziehungen der Weltgesellschaften zueinander in einem abstrakten Sinne zu ordnen. Hier wäre die Anzahl der gemeinsamen Achsen der Vergleichsaspekt. Die USA besitzen also die eine Achse des Islam 5 mal und Israel besitzt sie 4 mal. Bei diesem Vergleich kann es nebensächlich bleiben, dass diese Achse dort noch jeweils spezifiziert wird.  Insgesamt macht der Achsentyp des Islam bzgl. der USA  5/21 der gesamt vorhandenen Achsen aus, bei Israel die Hälfte. D.h. um sich über das eigene Verhalten klar zu werden , müssten die USA verstehen, dass sie, wenn sie missverständlicherweise islamische Länder mit ethischen Kategorien versehen, sich teilweise in einem direkten Sinne selber meinen würden. Ethik bleibt Ethik und die Mindestanforderung ist nun einmal nur eine Achse.